In der Fachzeitschrift The Lancet, Respiratory Medicine ist im März 2019 ein im Rahmen des LFV INFECTIONS´21 verfasster Kommentar dreier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom GIGA German Institute of Global and Area Studies und dem Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum erschienen, der auf die unzureichende Kontrolle von Kühltürmen und der von ihnen ausgehenden Gefahr der Ausbreitung von Legionellen, den Erregern der Legionärskrankheit, hinweist.
In dem Positionsartikel fordern die Forscherinnen und Forscher die Politik auf, diese vernachlässigte Krankheit stärker in den Fokus zu nehmen und die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, damit Legionellen-Ausbrüche, wie zuletzt in Bremen im Jahr 2016, in Zukunft verhindert und die Bevölkerung vor der Ausbreitung dieser Krankheit besser geschützt werden kann.
Bei der Legionärskrankheit handelt es sich um eine schwere akute Form einer Lungenentzündung, die durch das Umweltbakterium Legionella pneumophila ausgelöst wird. Die Krankheit ist stark unterdiagnostiziert und aktuell nicht meldepflichtig. Man geht davon aus, dass in Deutschland nur 5% aller Fälle entdeckt werden. Vor allem bei Kindern unter 5 Jahren, älteren Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem kann diese Form der Lungenentzündung lebensbedrohlich werden. Seit der Entdeckung der Krankheit im Jahre 1976 wurden bereits mehrere größere Ausbrüche weltweit erfasst, bei denen viele Menschen gestorben sind. Die Quelle der Ausbrüche ist dabei häufig auf Kühltürme zurückzuführen. Diese finden sich meist auf Dächern von Industrie- und Gewerbegebäuden und geben kontinuierlich Wasserdampf an die Umwelt ab. Werden diese Kühltürme nicht regelmäßig kontrolliert und gereinigt, können sich hier Bakterien ansiedeln, stark vermehren und sogenannte Biofilme bilden. Diese können dann über Aerosole, also ausgestoßene Wassertröpfchen, in die Umwelt gelangen und über einen Radius von bis zu 6 km verbreitet werden.
In den letzten Jahren haben die Fallzahlen der Legionärskrankheit weltweit zugenommen. Das kann zum einen an der verbesserten Diagnostik liegen aber auch daran, dass die Menschen aufgrund des demographischen Wandels und des zunehmenden Alters anfälliger für diese Art der Infektionskrankheit sind. Zum anderen können aber auch die stetig wachsende Zahl der Kühltürme sowie die veränderten klimatischen Bedingungen aufgrund des Klimawandels zu einer erhöhten Verbreitung des Erregers führen.
Trotzdem fehlt es weltweit immer noch an ausreichenden Kontrollen und gesetzlichen Grundlagen zur flächendeckenden Registrierung von Kühltürmen. So lag in Deutschland ein entsprechender Gesetzentwurf 8 Jahre lang auf Eis, bevor er nach mindestens vier großen Ausbrüchen der Legionärskrankheit endlich 2017 vom Bundestag verabschiedet wurde. Es bedarf aber auch weiterführender Forschung um zu verstehen, welche biotischen und abiotischen Faktoren dazu führen, dass ein Umweltbakterium zu einem gefährlichen Krankheitserreger wird. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern die Politik deswegen auf, dieses Thema auf die Agenda zu nehmen und schnellstmöglich zu handeln.