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Die Weltkarte zeigt, wie unterschiedlich einzelne Länder politisch auf die Ausbreitung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) reagieren. Die höchste Übereinstimmung nationaler Politik mit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu AMR hatten Länder mit hohem Einkommen wie Norwegen, Frankreich, USA, Großbritannien, Schweden und Dänemark. Die Karte basiert auf einer Analyse der nationalen Politik anhand einer in der Studie entwickelten Bewertungsskala. © Patel J et al. Lancet Infect Dis. 2025

In einer internationalen Kooperation analysierten Mitglieder des Leibniz-Forschungsverbunds INFECTIONS nationale Aktionspläne von 161 Ländern und Regionen. Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse geben Hinweise darauf, warum manche Länder erfolgreicher sind als andere.

 Die Ausbreitung von antimikrobiellen Resistenzen ist eine große Herausforderung im Bereich der globalen Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2015 einen Globalen Aktionsplan gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR) beschlossen. Seither sind alle Mitgliedsstaaten aufgerufen, eigene nationale Pläne zu entwickeln. Ein internationales Forschungsteam hat diese nationalen Aktionspläne genauer unter die Lupe genommen. „Wir haben systematisch die weltweiten politischen Maßnahmen gegen AMR zwischen 2021 und 2022 untersucht und bewertet“, erklärt Sahar Saeedi Moghaddam, Doktorandin am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW, Kiel). Die Studie baut auf einer 2023 veröffentlichten Analyse auf, in der die nationalen Aktionspläne (NAP) gegen AMR aus 114 Ländern bewertet wurden. Die jetzt in der Fachzeitschrift Lancet Infectious Diseases veröffentlichten erweiterten und aktualisierten Analyse wurden Daten aus 161 Ländern und Gebieten berücksichtigt. Außerdem wurden auch Messgrößen für die Belastung durch arzneimittelresistente Infektionen in die Auswertung der Daten miteinbezogen. Ziel der Untersuchung war es, die Übereinstimmung dieser Maßnahmen mit dem Globalen Aktionsplan der WHO zu bewerten sowie Lücken und Möglichkeiten für eine verbesserte globale Koordination zu identifizieren.

Ein Ergebnis der Analyse war: Wichtige Stellschrauben, um Infektionen mit resistenten Erregern zu verringern, sind Maßnahmen zur Infektionsprävention, etwa durch Impfungen und Hygiene, sowie die Kontrolle und Überwachung von resistenten Infektionen. Das Einkommensniveau der jeweiligen Länder hat erwartungsgemäß einen erheblichen Einfluss und erklärt unterschiedliche Reaktionen auf AMR. Die Studie zeigt aber auch, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit ist. „Länder, die regionale Partnerschaften eingegangen sind und bewährte Verfahren austauschen, haben größere Fortschritte bei der Umsetzung wirksamer AMR-Maßnahmen erzielt“, betont Saedi Moghaddam.

Es gibt jedoch weiterhin erhebliche Lücken. „Um die wachsende Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen einzudämmen, muss sich die Politik stärker engagieren. Die Ressourcen müssen besser verteilt und die internationale Zusammenarbeit muss intensiviert werden“, erklärt Dr. Michael Stolpe, der den Projektbereich Globale Gesundheitsökonomie am IfW Kiel leitet.

Über Nationale Aktionspläne gegen antimikrobielle Resistenzen

Nationale Aktionspläne (NAP) sind Strategien, mit denen Staaten versuchen, die Wirksamkeit von antimikrobiellen Medikamenten langfristig zu sichern. Als Grundlage dient der „Global Action Plan on Antimicrobial Resistance“, der gemeinsam von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) entwickelt und von den Mitgliedsstaaten im Jahr 2015 verabschiedet wurde. Die Mitgliedsstaaten haben sich zudem dazu verpflichtet, eigene nationale Aktionspläne zu entwickeln und einzuführen. Diese Pläne umfassen Maßnahmen zur Überwachung von Resistenzen und zum rationalen Einsatz von Antibiotika und anderen antimikrobiellen Wirkstoffen in Form von Leitlinien und Verordnungsbeschränkungen in der Human- und Tiermedizin. Auch Impfprogramme und Infektionsprophylaxe etwa durch Hygienemaßnahmen sowie Informationskampagnen sind Teil der nationalen Aktionspläne. Sie folgen dem „one health-Ansatz“, das heißt Maßnahmen in Humanmedizin, Tiermedizin, Landwirtschaft und Umwelt werden koordiniert.

Quelle:
Patel J, Saeedi Moghaddam S, et al. Global policy responses to antimicrobial resistance, 2021-22: a systematic governance analysis of 161 countries and territories. Lancet Infect Dis. 2025 Sep 3:S1473-3099(25)00406-2. https://doi.org/10.1016/S1473-3099(25)00406-2

Beteiligte Projektpartner:

Sahar Saeedi Moghaddam, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

Dr. Michael Stolpe, Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)

Dr. Anne Harant, Robert Koch Institut, Berlin