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Wasser fließt aus einem Rohr in einen Kanal
Resistente Krankheitserreger oder Resistenzgene gelangen über viele Wege in Flüsse und Seen. Foto von Jacob Antony auf Unsplash

In München ist wieder Oktoberfest. Und die rund sechs Millionen Menschen auf der Theresienwiese hinterlassen ihre Spuren auch im Abwasser von Klärwerken. Diese hat ein Forschungsteam vom Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS genauer untersucht. Warum sie das gemacht haben und was dabei herausgekommen ist, erzählen die Wissenschaftler in Folge 6 des Podcasts „Mikroben im Visier“.

Wasser ist Lebensraum für eine Vielzahl von Mikroorganismen, unter denen sich auch resistente Krankheitserreger befinden können. Teiche, Flüsse und Seen können demnach ein wichtiges Reservoir für Krankheitserreger und antimikrobielle Resistenzen darstellen. Sie gelangen unter anderem über Abwässer, Tiere und Menschen in das Gewässer, von wo aus sie sich weiter ausbreiten können, etwa beim Baden im See oder Trinken von Seewasser.

Der Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS hat in verschiedenen Projekten die Häufigkeit und Vielfalt von Antibiotikaresistenzen in unterschiedlichen Gewässern untersucht. Dabei wurden Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gewässern festgestellt. Und auch das Oktoberfest mit Besuchern aus aller Welt hat Auswirkungen. Es lassen sich Veränderungen in der Zusammensetzung der Antibiotika-Resistenzen feststellen. Aber die Abwasserbehandlung in München funktioniert. Allerdings nicht hundertprozentig, so dass auch Antibiotika-Resistenzen in die Umwelt gelangen.

Warum Resistenzen im Wasser ein Problem sind und was die Forschungsprojekte ergeben haben ist, darum geht es in dieser Folge des Podcasts „Mikroben im Visier“. die Moderatoren Elisabeth Pfrommer vom Robert Koch Institut und Christian Nehls vom Forschungszentrum Borstel, Leibniz-Lungenzentrum sprechen darüber mit Prof. Dr. Alex Greenwood von Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin und Prof. Dr. Hans-Peter Grossart vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin. Beide leiten Projekte im Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS.

Wasser spielt eine Schlüsselrolle als Transportweg und Reservoir für antimikrobielle Resistenzen

Resistente Krankheitserreger oder Resistenzgene gelangen über Abwasser aus Haushalten und Krankenhäusern, aber auch aus der Landwirtschaft und auch über Kläranlagen, die resistente Erreger nur teilweise entfernen, in Seen, Flüsse und auch das Meer. Das ist problematisch, weil diese Resistenzen dauerhaft im Wasser verbleiben. Umweltbakterien können Resistenzgene von Krankheitserregern durch horizontalen Gentransfer aufnehmen. Dadurch wird die Umwelt zu einem Reservoir für Resistenzen. Das erhöht das Risiko, dass Menschen über Kontakt mit Wasser (Schwimmen, Trinken, Bewässerung von Nahrungsmitteln) Resistenzen aufnehmen.

Das Problem wird durch die Anwesenheit von Mikroplastikpartikel in Flüssen und Seen noch verstärkt, wie Studien gezeigt haben. Auf den Oberflächen dieser Partikel bilden sich Biofilme, die oft eine hohe Dichte an resistenten Erregern und Resistenzgenen aufweisen.

Die gute Nachricht: Das Trinkwasser in Deutschland ist laut Aussage der beiden Experten von guter Qualität. „In Deutschland wird das Trinkwasser sehr gut aufbereitet, sodass die Wahrscheinlichkeit einer direkten Kontamination mit antimikrobiellen Resistenzen sehr niedrig ist“, sagt Hans-Peter Grossart.

Der Podcast „Mikroben im Visier. Infektionen verstehen, Resistenzen besiegen!“ ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar.  Hier geht es direkt zur sechsten Folge: 

https://mikroben-im-visier.podigee.io/6-neue-episode

AlexGreenwood FotoPrivat1INFECTIONS-Forscher Prof. Dr. Alex Greenwood leitet die Abteilung Wildtierkrankheiten am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin © privat

Hans-Peter GrossartINFECTIONS-Forscher Prof. Dr. Hans-Peter Grossart vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin leitet die Abteilung Plankton- und Mikrobielle Ökologie am IGB-Standort Stechlinsee © IGB, David Ausserhofer