Pünktlich zum Frühlingsbeginn startet der Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS ein bundesweites Bürgerforschungsprojekt. Ziel dieses Projektes ist es, einen repräsentativen Überblick über das Vorkommen verschiedener Fliegenarten in deutschen Haushalten zu erhalten. Diese Bestandsaufnahme stellt eine wichtige Grundlage für kommende Forschungsprojekte dar und soll zudem interessierten Bürgerinnen und Bürgern eine aktive Beteiligung an einem wissenschaftlichen Projekt ermöglichen. Unterstützt wird der Verbund in dieser Saison von Schülerinnen und Schülern der Aktive Naturschule Templin in Brandenburg und des Immanuel-Kant-Gymnasiums aus Heiligenhaus in Nordrhein-Westphalen.
Sobald die ersten Sonnenstrahlen herauskommen und es wärmer wird, summt und brummt es allerorts. Und das nicht nur draußen auf der Wiese, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Aber was fliegt denn da eigentlich in der Wohnung? Das würden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Forschungsverbunds INFECTIONS gerne genauer wissen. „Für unsere Forschung ist es sehr wichtig, dass wir einen Überblick erhalten, welche Fliegen vorwiegend draußen und welche im Wohnraum vorkommen,“ erklärt Dr. Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und Leiterin des Citizen Science Projektes. „In der Natur können wir leicht mit Fallen arbeiten, aber für die Erfassung in den Wohnräumen sind wir auf die Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern angewiesen. Deshalb haben wir uns entschlossen dieses Bürgerforschungsprojekt ins Leben zu rufen.“ Wie erfolgreich diese Art von Bürgerbeteiligung für die Forschung sein kann, weiß Doreen Werner sehr genau: Bereits seit dem Jahr 2012 leitet sie das Citizen Science Projekt „Mückenatlas“ und hat auf diesem Wege fast 200.000 Mücken-Einsendungen erhalten.
Ob Stubenfliege, Schmeißfliege, Fleischfliege oder Fruchtfliege – die freiwilligen Fliegensammlerinnen und -sammler sollen während der gesamten Saison alle Fliegen einsammeln, die sie in ihrem Wohnraum finden. Im Herbst werden die Proben abgeholt und von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bestimmt. Die Teilnehmenden erhalten dann eine Rückmeldung, welche Fliegenarten bei Ihnen herumfliegen sowie Informationen, wo sich die jeweiligen Arten entwickeln und was sie tun können, um die lästigen Mitbewohner zu minimieren.
Der Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS besteht aus insgesamt 18 Instituten und forscht seit 2014 an Infektionskrankheiten und deren Übertragungswegen. In dem aktuellen Projekt arbeiten die Forschenden dabei an Fliegen und befassen sich mit der Frage, ob die Insekten Krankheitserreger über größere Strecken transportieren und in den Wohnbereich tragen können. Als Basis für diese Forschung benötigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im ersten Schritt einen Überblick über die Fliegenarten, die synantrop leben, d.h. sich im Wohnbereich der Menschen aufhalten. Die Ursachen hierfür können vielschichtig sein. Oft ist es die Suche nach Nahrungsquellen, die die Fliegen einlädt, manchmal auch Brutstätten im Wohninnenraum, an die sich die Fliegen angepasst haben. Zusätzlich werden Teilnehmende gebeten einen kurzen Fragebogen auszufüllen, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, aus welchen Gründen Fliegen in die Wohnräume fliegen, und wie Bürgerinnen und Bürger Insekten in ihnen Haushalten wahrnehmen.
„Unser Forschungsverbund besteht aus vielen Instituten unterschiedlichster Fachrichtungen. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie wichtig es für die Bearbeitung komplexer Forschungsfragen ist, mit anderen Disziplinen zusammenzuarbeiten und so unseren Horizont zu erweitern,“ so Prof. Ulrich Schaible, Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds INFECTIONS. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir nun noch einen Schritt weitergehen und die Bevölkerung in unsere Forschung einbeziehen können. Vor allem die Tatsache, dass wir zwei Schulen für unser Projekt begeistern konnten, finde ich sehr spannend.“
Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse der Aktive Naturschule Templin und der 9. Klasse des Immanuel Kant Gymnasiums aus Heiligenhaus bei Essen sind schon seit April aktiv dabei. Bei der Auftaktveranstaltung im Klassenzimmer gaben die Wissenschaftlerinnen Dr. Doreen Werner und Lena Merkel, Doktorandin am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg, einen spannenden Einblick in die Welt der Insekten und statteten die Schülerinnen und Schüler mit den nötigen Sammelutensilien aus.
„Tanzmücken, Schnaken, Schmetterlingsmücken und Schweb- und Stubenfliegen – das waren nur einige der zahlreichen Arten der Ordnung Zweiflügler, die der Biologie-Chemie-Umwelt-Differenzierungskurs (BCU) der Stufe 9 des IKG zum Auftakt des Projekts mit Binokularen untersuchen und besser kennenlernen konnte,“ fasst Bianca Gunzer vom Immanuel-Kant-Gymnasium den Schultag zusammen .“Jetzt kann die Forschung beginnen und als Belohnung wartet auf die fleißigen Sammlerinnen und Sammler im Herbst auch noch ein Ausflug. Wir bedanken uns herzlich bei der Leibniz-Gemeinschaft für die tolle Organisation und die umfangreiche Unterstützung des Projektes.“
"Wir freuen uns sehr, im Rahmen dieses besonderen Projekts den Schülern und Schülerinnen einen speziellen Einblick in das Thema Insekten und in die Grundlagen wissenschaftlicher Arbeit geben zu können und sind neugierig darauf, zu welchem Ergebnis die Studie kommt," so Lukas Richter, Lehrer an der Aktive Naturschule Templin.
Haben Sie Interesse und möchten dieses Projekt unterstützen? Wir suchen aktuell interessierte Bürgerinnen und Bürger, die an unserer Fragebogenstudie teilnehmen oder aktiv Fliegen im Wohnraum sammeln möchten. Melden Sie sich bei uns!
Schülerinnen und Schüler der Aktive Naturschule Templin in Brandenburg und des Immanuel-Kant-Gymnasiums aus Heiligenhaus in Nordrhein-Westphalen bei der Auftaktveranstaltung zu dem Forschungsprojekt.
Kontakt:
Christin Henneberg & Dr. Doreen Werner
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
Telefon: 033432 82192
Email:
Britta Weller
Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum
Telefon: 04537 188 2870
Email: