Mit dem steigenden Verbrauch von antimikrobiellen Substanzen, primär von Antibiotika, aber auch von antiparasitären und antiseptischen Mitteln, erhöht sich auch die Prävalenz von antimikrobiellen Resistenzen (AMR). Die aktuelle COVID-19 Pandemie veranschaulicht, welche Belastung ein nicht medikamentös behandelbarer Krankheitserreger für die Menschen, das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft darstellen kann. Die Herausforderung im Umgang mit und bei der Bekämpfung von Resistenzen liegt darin, den exzessiven Konsum von Antibiotika zu reduzieren und gleichzeitig den Zugang in Entwicklungsländern sicherzustellen.
- Die erhöhte Anwendung von Antibiotika für gesundheitliche und landwirtschaftliche Zwecke fördert die Bildung von antimikrobiellen Resistenzen. Insbesondere in schnell wachsenden Schwellenländern führt die rasche Ausweitung des Zugangs und des Verbrauchs sowie die fehlende Regulierung zu besorgniserregenden Resistenzraten - ein Problem, dem diese Länder dringend entgegentreten müssen.
- Wenn AMR nicht effizienter bekämpft wird, werden ab 2050 jedes Jahr 10 Millionen Menschen an gewöhnlichen Infektionskrankheiten sterben, für die es dann kein Medikament mehr geben wird. Damit gehen erhebliche wirtschaftliche Verluste von 2,5 bis 3 Prozent des globalen BIPs einher. Es besteht erheblicher Druck, im Kampf gegen AMR international stärker zusammenzuarbeiten.
- Eine Reduzierung des Konsums von Antibiotika würde die Ausbreitung von Resistenzen verlangsamen. Nichtsdestotrotz erhöht jede Dosis Antibiotika das Risiko einer Resistenzbildung. Daher ist die ständige Entwicklung neuer Arzneimittel zwingend notwendig und erfordert zusätzliche Marktinterventionen.
- In Entwicklungsländern sind viele lebensrettende Antibiotika nicht oder nicht ausreichend verfügbar ¬ ein Aspekt, der im Diskurs zu AMR häufig vernachlässigt wird. Diese Situation untergräbt die regulierte Verteilung und fördert einen Teufelskreis aus Armut und Resistenzen.
Fazit
Antimikrobielle Resistenzen stellen ein ernstzunehmendes Problem und in Zeiten von COVID-19 zudem ein besonderes Problem dar, dessen Lösung nicht hinausgezögert werden sollte. Drei Punkte müssen daher dringend angegangen werden. Erstens müssen Schwellenländer wirksame politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Resistenzen ergreifen. Zweitens sind staatliche Mittel erforderlich, um dem Marktversagen im Bereich der Antibiotikaforschung entgegenzuwirken. Drittens ist mehr internationale Zusammenarbeit, insbesondere bei der Diagnostik und Prävalenz sowie bei Erforschung von möglichen Interventionen, erforderlich, um die gesellschaftlichen Auswirkungen von Antibiotikaresistenzen besser bewerten und effiziente Wege zur Lösung des Problems ermitteln zu können.
- Hier geht es zu der Veröffentlichung des German Institute for Global and Area Studies (GIGA) /Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (April 2020)
- Volltext auf Englisch (PDF)