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Ausstrichplatte von E. coli (DSM 4230) und Phage Lambda (DSM 4499). Foto: DSMZ DSMZ

Pressemitteilung des Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH vom 27. Februar, 2023

Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH führt am 6. Juni 2023 ein Journalistenseminar „Phagen: Wer nicht PHAGT, der nicht gewinnt!“ durch.

Multiresistente Bakterien sind eine stille, aber tödliche Gefahr für die Menschheit. Diese „leise Pandemie“ beschreibt die WHO als eine globale Bedrohung für die Gesundheit und die Entwicklung. Ein sektorübergreifendes Handeln ist dringend erforderlich. Multiresistente Bakterien töten jährlich global mindestens 1,2 Millionen Menschen. In Deutschland kommt es pro Jahr zu 400.000 bis 600.00 nosokomiale Infektionen und daran versterben zwischen 10.000 bis 20.000 Menschen. Vor diesem Hintergrund kommt dem zielgerichteten Antibiotika-Einsatz und der Erforschung und Etablierung neuer Therapiekonzepte große Bedeutung zu. Neue Wirkstoffe sind beispielsweise Antibiotika. Eine große Bedeutung kommt wahrscheinlich auch den Bakteriophagen zu. 

Bakteriophagen (kurz Phagen) sind Viren, die nur Bakterien erkennen und mit ihnen interagieren können, sodass sie im nächsten Schritt in die Bakterien eindringen und sich darin vermehren, um die Bakterien schließlich aufzulösen (lysieren). Dabei lysieren Phagen spezifisch nur innerhalb jeweils einer Bakterienart. Phagen sind die natürlichen Regulatoren der Bakterienmasse der gesamten Biosphäre und gehören beispielsweise zu den Bestandteilen des Viroms im humanen Mikrobiom. Überall da wo Bakterien unerwünscht sind, in der Human- und Tiermedizin, in der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung, können Bakteriophagen als „Bakterienfresser“ eine bedeutende Rolle spielen. Das letztgenannte Anwendungsgebiet ist das einzige rein präventive, dagegen stellt die Anwendung beispielsweise in der Humanmedizin eine Alternativoption und/oder Ergänzung zur Antibiotikaanwendung dar. Aufgrund ihrer Wirtsspezifität können Phagen gezielt eingesetzt werden, wenn die bakteriellen Ziele bekannt sind.

Bakteriophagen können bei antibiotikaresistenten Bakterien effektiv wirken, wenn sie nachgewiesenermaßen zu den Keimen passen, diese also effektiv lysieren können. Das muss vorher im Labor in verschiedenen Experimenten beurteilt werden, auch wenn wir damit nicht die Phagenwirkung im Patienten vorhersagen können. Im Rahmen der DSMZ-Phagensammlung werden derzeit etwas mehr als 1.000 verschiedene Bakteriophagen beforscht und gesammelt. Im Herbst 2022 erhielt mit dem Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH erstmals ein wissenschaftliches Institut in Deutschland die GMP-Zertifizierung zur Identitätsprüfung von Phagen-Prüfpräparaten zur Anwendung am Menschen gemäß § 64 Absatz 3f Arzneimittelgesetz. Das Leibniz-Institut DSMZ kann somit die DNA-Sequenzierung zur Identifizierung von Phagen in Projekten, die an einem therapeutischen Einsatz von Phagen forschen, durchführen. Das Leibniz-Institut DSMZ befasst sich seit über 30 Jahren mit Bakteriophagen. Seit vielen Jahren sind die Phagen-Forscher der DSMZ an Forschungsprojekten beteiligt.

Das Leibniz-Institut DSMZ lädt zum Journalisten-Seminar am 6. Juni 2023 ein. Das Programm können Sie hiereinsehen. Für weitere Auskünfte steht die Stabsstelle Presse und Kommunikation der DSMZ unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. zur Verfügung.

DSMZ-Pressekontakt:
PhDr. Sven-David Müller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Tel.: 0531/2616-300
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Über das Leibniz-Institut DSMZ
Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 83.000 Kulturen sowie Biomaterialien und hat rund 220 Beschäftigte. www.dsmz.de

Über die Leibniz-Gemeinschaft

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 97 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 20.500 Personen, darunter 11.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 2 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de